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Interview mit Rodolfo Dordoni

20/09/2020
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Es war im Jahr 1990 als Foscarini eine Leuchte aus geblasenem Glas vorstellte, die mit einem Dreibein aus Aluminium kombiniert war, welche aus der Zusammenarbeit mit dem Designer Rodolfo Dordoni entstanden war. Er interpretierte den klassischen Lampenschirm vollkommen neu. Diese Leuchte trug den Namen Lumiere.

Entdecken Sie Lumiere

Wann und wie entstand das Projekt Lumiere (die Idee, wer waren die ersten Beteiligten, die Befürworter)?

Das geschah vor vielen Jahren. Um mich daran zu erinnern, wer die Beteiligten waren, müsste ich mein Gedächtnis sehr anstrengen, was in meinem Alter vielleicht nicht so einfach ist.
Ich kann jedoch vom Kontext erzählen, in dem Lumiere entstanden ist. Es war eine Zeit, in der ich mit Foscarini an einer Art Veränderung des Unternehmens zu arbeiten begonnen hatte. Sie hatten sich wegen einer Generalregie an mich gewandt, die eine Art künstlerische Leitung der neuen Kollektion sein sollte, da sie die Unternehmensorganisation ändern wollten.
Foscarini war ein Unternehmen im Pseudo-Murano-Stil, denn es hatte seinen Sitz zwar in Murano, doch seine Mentalität war nicht ausschließlich auf Murano bezogen. Wir begannen an diesem Konzept zu arbeiten: Die Unternehmensidentität (Identität der Wurzeln des Unternehmens, also Murano-Glas) sollte beibehalten werden, doch sollte es sich im Vergleich zum Verhalten der anderen Betriebe aus Murano (nämlich Glasbrennofen-geblasenes Glas) von diesen unterscheiden, indem dem Produkt technologische Details hinzugefügt wurden, die es auszeichneten und Foscarini mehr zu einem Unternehmen der „Beleuchtungswelt“ und nicht für „geblasenes Glas“ machte. Dieses Konzept bildete damals die Leitlinien für das künftige Unternehmen Foscarini.

 

Wo entstand Lumiere? Und was führte zu seiner Form-Funktion (Designbeschränkungen, die Materialien geblasenes Glas und Aluminium)?

Auf Grundlage der Leitlinien, die ich gerade erwähnt habe, begannen wir, uns bei unseren Treffen Produkte vorzustellen und sie zu entwerfen. Bei einem dieser Treffen, ich glaube, wir waren noch im alten Betriebssitz in Murano, machte ich eine Skizze auf einem Zettel, eine wirklich kleine Zeichnung auf einem Blatt Papier, das vielleicht 2 x 4 cm groß war. Diesen Glasschirm mit einem Dreibein, nur um die Idee zu verstehen zu geben, Glas und Guss zu verbinden, und damals war Aluminiumguss ein sehr modernes, neues Thema.
Die Idee dieses kleinen Dreibeins mit dem Guss und dem Glas verkörperte eher ein allgemeineres Konzept als den Entwurf einer Leuchte: „Wie man nämlich zwei Elemente vereint, die charakteristisch für die künftigen Produkte des Unternehmens sein würden.“ Da war praktisch die Intuition.

 

Ein Moment, den Sie mehr als andere erinnern, wenn von Lumiere die Rede ist (ein Gespräch mit dem Auftraggeber, ein Versuch im Betrieb, der erste Prototyp)?

Nun, sicherlich den Moment, als Alessandro Vecchiato und Carlo Urbinati für meine Skizze, die Intuition, Interesse zeigten. Ich erinnere mich, dass Sandro die Zeichnung kurz ansah und sagte: „Schön, das sollten wir machen.“ In dieser Skizze erkannte man sofort das Produkt. Und auch ich dachte, dass diese Zeichnung ein richtiges Produkt werden konnte. Daraus entstand Lumiere.

 

Wir leben in einer „Wegwerfgesellschaft“. Was empfindet man, wenn man ein Erfolgsprodukt entworfen hat, das es bereits seit 25 Jahren gibt?

Es waren mit Sicherheit andere Zeiten. Früher, wenn man etwas entwarf, stellten die Betriebe auch Überlegungen zur Investition und zur Tilgung im Laufe der Zeit an. Daher waren die Dinge, die entworfen wurden, besonders gut durchdacht.
Heute sind die Unternehmen nicht anders. Was sich geändert hat, ist der Markt, das Verhalten des Konsumenten, das sehr „wechselhaft“ ist. Der Konsument von heute ist es aus anderen Warenbereichen (siehe Mode und Technologie) gewohnt, sich keine „langlebigen“ Dinge zu wünschen. Somit sind auch die Erwartungen, die die Unternehmen gegenüber den Produkten haben, mit Sicherheit beschränkter. Wenn ein Produkt (wie Lumiere) in Bezug auf Absetzbarkeit so lange besteht, bedeutet dies, dass es eigenständig ist. Es handelt sich also um ein Produkt, das nicht unbedingt auf die Trends der Zeit achtete. Genau aus diesem Grund, ist es irgendwie ansprechend. Und erweckt Gefallen. Sowohl beim Käufer als auch beim Designer.
Ich persönlich freue mich, dass Lumiere ein „Zeichen“ ist, das noch unverkennbar ist und Reiz besitzt!

 

Auf welche Weise konnte dieser Kontext auf der Haut und im Gedächtnis des Menschen und Architekten Rodolfo Dordoni „seine Spuren hinterlassen“, wenn er das wirklich tat?

Ich denke an zwei wichtige Momente, die meine Arbeit prägten. Der erste ist die Begegnung mit Giulio Cappellini, der mein Studienkollege an der Universität war. Später war ich sein Arbeitskollege. Als wir nämlich die Universität abgeschlossen hatten, bat er mich, mit ihm im Unternehmen zu arbeiten. Dank dieser Begegnung konnte ich die Designwelt „von innen“ kennenlernen. 10 Jahre lang arbeitete ich in der Einrichtungsbranche und konnte sie in all ihren Aspekten kennenlernen. Ich kann also behaupten, dass ich „praxisbezogen“ die gesamte Designproduktkette kenne.
So komme ich gleich zum zweiten meiner wichtigen Momente.
Dank dieser „Praxisbezogenheit“, diesen Kenntnissen in der Branche, wissen die Unternehmen, die sich an mich wenden, dass sie mich nicht nur um ein Produkt fragen, sondern um einen ganzen Gedankengang. Oft passiert es, dass dieser Gedankengang dazu führt, mit den Unternehmen Beziehungen aufzubauen, die sich in einen langen Austausch, lange Unterhaltungen verwandeln. Diese Gespräche helfen dabei, das Unternehmen kennenzulernen. Das Unternehmen gut zu kennen, ist ein grundlegender Bestandteil bei der Projektanalyse. Ich mag es besonders – und da bin ich ein bisschen verwöhnt -, mit Leuten zu arbeiten, mit denen ich so etwas wie ähnliche Absichten und zu erreichende Ziele teile. So kann man gemeinsam wachsen.

 

90er Jahre: Beim „Googlen“ erscheinen die Spice Girls, Take That und Jovanotti mit „È qui la festa?“, doch auch „Nevermind“ von Nirvana und der Song „Born Slippy“ von Underworld aus dem Soundtrack des Films „Trainspotting“. Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Ihre 90er Jahre denken?

Die 90er Jahre waren für mich der Beginn eines fortschreitenden technologischen Unverständnisses. Damit möchte ich sagen, dass ich das, was nach der Musik-LP kam, technologisch gesehen nicht mehr zu verstehen begann. Als ich noch ein Junge war, kritisierte ich oft meinen Vater, weil ich ihn technologisch altmodisch fand. Nun gut, seine Rückständigkeit war im Vergleich zu mir gar nichts, wenn ich z. B. an meine „technologische Rückständigkeit“ im Vergleich zu meinen Enkelkindern denke. Sagen wir, dass in den 90er Jahren meine „technologische Isolation“ begann!

 

Was blieb für den Designer Rodolfo Dordoni unverändert?

Die Zeichnung. Die Skizze. Die Linie.

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