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Die Entstehung der Leuchtenskulptur Orbital verkörperte für Foscarini nicht nur den Beginn der Zusammenarbeit mit Ferruccio Laviani, sondern war auch eine Absichtserklärung: Zum ersten Mal ließen wir das geblasene Murano-Glas hinter uns und hießen eine neue Idee willkommen, dank der wir heute mehr als zwanzig unterschiedliche Technologien bieten.

Wenn du die Zusammenarbeit mit Foscarini mit einem Wort beschreiben müssten, welches würdest du wählen?

Ich würde mich für zwei entscheiden: profitabel und frei. Das erste Wort lässt sofort an finanziellen Gewinn denken, doch so ist es nicht zu verstehen, oder besser gesagt: nicht nur. Die Tatsache, dass beinahe alle Leuchten, die ich für Foscarini entworfen habe, noch im Katalog vertreten sind, ist eine wunderbare Nachricht, sowohl für mein Designbüro als auch für das Unternehmen.
Ich definiere sie profitabel, denn Objekte zu entwerfen, die die Menschen nach 30 Jahren noch immer schätzen, freut einen Designer ganz besonders: Es ist die Bestätigung, dass das, was er tut, einen Sinn hat.
Dann ist da noch das Thema der kreativen Freiheit. Foscarini ließ mir besonders große gestalterische Unabhängigkeit sowohl hinsichtlich der Produkte als auch der Bereiche, ohne jemals Einschränkungen irgendwelcher Art zu setzen. Das ist wirklich selten und besonders zu schätzen.

 

Warum habt ihr deiner Meinung nach diese kreative Ausdrucksfreiheit erreicht?

Ich denke, das liegt am Wesen der beteiligten Menschen. Wenn ein Designer das Vertrauen des Unternehmens gewonnen hat, lässt ihm Foscarini vollkommene Ausdrucksfreiheit. Man ist sich der Tatsache bewusst, dass man so die beste Zusammenarbeit erreicht, und zwar für beide Seiten. Natürlich erst, wenn festgestellt wird, dass nach der vom Gefühl geleiteten Arbeit auch die Kopfarbeit folgt. In meinem Fall war Orbital die erste Herausforderung: Würde eine Leuchte mit einer solch prägenden Ästhetik Anklang finden? Würde sie die Prüfung der Zeit bestehen? Die Antwort des Publikums war positiv und ab diesem Zeitpunkt stand unsere Beziehung stets im Zeichen höchster Freiheit.

Was bedeutet diese Freiheit für einen Designer?

Sie gibt ihm die Möglichkeit, die verschiedenen Facetten des Möglichen zu erforschen. Für einen Menschen wie mich, der sich nie mit einem Stil oder einem gewissen Geschmack identifizierte, sich jedoch regelmäßig in stets andere Schönheiten, Umgebungen, Dekorationen verliebt, ist diese Freiheit von grundlegender Bedeutung, denn sie macht es mir möglich, mich zu entfalten. Ich stelle keine künstlerischen Ansprüche und ich bin mir bewusst, dass das, was ich mache, Produktion ist: Serienprodukte, die eine klare Funktion haben und diese bestens erfüllen müssen. Doch neben diesen rationalen Überlegungen überkommt mich beim kreativen Schaffen dann ein Verlangen. Die beinahe unbändige Lust, einen bisher noch nicht dagewesenen Gegenstand entstehen zu lassen: etwas, das ich als Teil meines Lebens möchte.

Wie sind diese Gegenstände, nach denen du dich sehnst und daher entwirfst?

Darauf habe ich vom stilistischen Gesichtspunkt keine Antwort: Ich mache stets andere Dinge, weil ich mich immer anders fühle und ich fülle meine körperlichen und geistigen Bereiche mit Bildern, die im Laufe der Zeit wechseln und diese persönlichen Landschaften wiedergeben. Ich bin jedoch von allem fasziniert, was eine Beziehung mit Menschen und zwischen Menschen schafft. Den Dingen, die ich entwerfe, gebe ich stets einen Charakter: den, der meiner Meinung nach meine Art, den Geist der Zeit zu interpretieren am besten wiedergibt. Manchmal den Geist des Augenblicks. Das gilt für eine Leuchte mehr noch als für ein anderes Einrichtungselement, weil man eine dekorative Leuchte wegen gefühlsmäßiger Nähe auswählt, aufgrund von alldem, was sie uns und über uns sagt. Das ist der Beginn eines idealen Dialogs zwischen Designer und Käufer. Wenn diese Leuchte dann auch 30 Jahre später noch zu den Menschen spricht, heißt das, dass dieses Gespräch wichtig ist und noch immer etwas von großer Bedeutung vermittelt.

Die Veranstaltung zum dreißigsten Jubiläum von Orbital war auch eine Gelegenheit um das neue Kreativprojekt NOTTURNO LAVIANI vorzustellen. In diesem Fotoprojekt interpretiert Gianluca Vassallo die Leuchten, die Laviani für Foscarini entwarf. Das Ergebnis ist eine Erzählung mit vierzehn Geschichten auf denen die Lichter fremde Umgebungen prägen.

Erfahren Sie mehr über Notturno Laviani

Was empfindest du beim Anblick der Interpretation, die Gianluca Vassallo aus deinen Leuchten gemacht hat?

Ich nehme einen sich schließenden Kreis wahr. Denn Gianluca erzählt von seiner Vorstellung von Licht und verwendet dabei die Objekte, die ich entworfen haben, als zarte, jedoch wichtige Erscheinungen. Das gleiche passiert, wenn jemand beschließt, eine meiner Leuchten zu sich nach Hause zu holen. Angesichts Notturno nehme ich dieses gleiche große Gefühl wahr, das ich empfinde, wenn jemand von einem meiner Projekte Besitz ergreift und es Teil seiner Existenz werden lässt: das Gefühl ist dieses wunderschöne, etwas getan zu haben, das einen Sinn hat und für andere wichtig ist.

 

Welche Aufnahme verkörpert dich am besten?

Ohne jeden Zweifel die von Orbital im Freien: Der Straßenübergang mit dem zerrissenen Zirkusplakat. Denn ich bin so: alles und das Gegenteil von allem.

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Möchten Sie einen Blick darauf werfen?

Die Leuchte Mite kennzeichnete den Beginn der nunmehr historischen Zusammenarbeit zwischen Foscarini und Marc Sadler: ein Projekt, das sich den Normen widersetzt und dem entspricht, was der Designer als „Höhepunkte der Unvernunft“ bezeichnet, nämlich das Verlangen, sämtliche Eigenschaften eines Materials und einer Technologie zu erforschen.

Gemeinsam mit der Hängeleuchte Tite wurde Mite 2001 mit dem Compasso d’Oro ausgezeichnet, dem international renommiertesten Designpreis. Zwanzig Jahre sind seitdem vergangen, und wir finden, dass dieses Ereignis, wie der ikonische und zeitlose Charakter von Mite, angemessene Feierlichkeiten verdient.
So entsteht Mite Anniversario, die das ursprüngliche Konzept von Mite anhand von weiteren Experimenten und Änderungen fortentwickelt. Zu diesem besonderen Anlass interviewten wir Marc Sadler und führten ein interessantes Gespräch über Mite, Tite und über Beleuchtungsdesign.

 

WIE BEGANN DIE ZUSAMMENARBEIT MIT FOSCARINI FÜR DIE LEUCHTE MITE?

MS — „Ich lernte Foscarini zu einer Zeit kennen, in der ich in Venedig wohnte und Mite war das erste, gemeinsam entwickelte Projekt. Für mich war Foscarini ein kleines Unternehmen, das Glas erzeugte, weit entfernt von dem, was ich machte. Eines Tages lernte ich zufällig auf einem Linienboot einen der Teilhaber kennen. Als wir von unserer Arbeit und von dem, was wir machten, sprachen, bezog ich mich auf ein Thema, über das sie gerade nachdachten. Er bat mich, mir ein Projekt vorzustellen, das den ungewissen Touch von Glas hatte – diesen handwerklichen Aspekt, den man unmöglich beherrschen kann und der dafür verantwortlich ist, dass jeder Gegenstand eine eigene Persönlichkeit hat -, welches jedoch industriell mit einer ganzheitlicheren Vision erzeugt werden könnte. Wir verabschiedeten uns und gingen auseinander, nachdem wir uns versprochen hatten, darüber nachzudenken.“

 

WAS WAR DIE HAUPTIDEE, DIE DIESES PROJEKT ENTSTEHEN LIESS?

MS — „Ich war nach Taiwan unterwegs, wegen eines Projekts für Tennisschläger und Golfschläger für ein Unternehmen, das mit Glasfaser und Kohlenstofffaser arbeitete. Das ist eine Welt, in der die Produkte in großen Zahlen hergestellt werden, nicht nur ein paar Exemplare. Schläger sind bei ihrer Erzeugung, wenn sie gerade aus der Form kommen, wunderschön. Dann beginnt man mit ihrer Bearbeitung, sie werden gereinigt, feinbearbeitet, lackiert, mit verschiedenen grafischen Elementen bedeckt und so verlieren sie langsam diesen Zauber der Erzeugungsphase. Schließlich hat man einen Gegenstand voller Zeichen, die die eigentliche Struktur verbergen und das Endprodukt erscheint mir immer weniger interessant im Vergleich zum Produkt in seiner Anfangsphase. Für meine Arbeit als Designer ziehe ich das Produkt im Rohzustand vor, vor den Feinbearbeitungen, wenn es noch ein „mythisches“, wunderschönes Objekt ist, weil seine Materie vibriert. Als ich nämlich diese Objekte im Gegenlicht betrachtete, sah man die Fasern und ich bemerkte, wie das Licht die Materie durchdrang. Ich nahm mir ein paar dieser Muster und brachte sie nach Venedig. Gleich nach meiner Rückkehr rief ich Foscarini an und sagte ihnen, dass ich über eine Möglichkeit nachdachte, dieses Material zu verwenden. Auch wenn die aus Materialstücken hergestellte Glasfaser Grenzen bei ihrer ungewissen Bearbeitung hat, dachte ich über einen industriell zu erzeugenden Gegenstand nach. Foscarini diesen vorzuschlagen, war etwas gewagt, denn um seine Verwendung zu rechtfertigen, waren große Produktionsmengen notwendig, und außerdem war es kein vielseitiges und anpassungsfähiges Material. Wenn es uns jedoch gelingen würde, ihn in diesem faszinierenden Materialzustand zu behalten, wäre es eine schöne Gelegenheit, ihn auf ein Beleuchtungsprojekt anzuwenden.“

WIE WAR DIE FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSPHASE?

MS — „Wir wandten uns an viele Betriebe, die dieselben Materialien und dieselben Techniken zur Erzeugung von Weinwannen oder Sportgeräte verwendeten, jedoch leider waren sie nicht bereit, an diesem Forschungsexperiment mitzuwirken. Wir verloren aber nicht den Mut und suchten weiter bis wir einen Unternehmer fanden, der mit diesem Material auch für seine persönlichen Experimente arbeitete (er hatte sich einen motorbetriebenen Deltagleiter gebaut). Er begeisterte sich für das Projekt und stand sofort dafür zur Verfügung. Er hatte einen Betrieb, der außergewöhnliche und besondere Angelruten herstellte, doch er beschloss, sich mit uns in die Welt der Beleuchtung zu stürzen. Er schickte uns Probemuster, die er selbstständig anfertigte und fragte uns um unsere Meinung zu neuen Harzen und neuen Geweben. Design entsteht durch Menschen, die agieren und miteinander interagieren. Das ist ein vollkommen italienischer Zauber. Oft wird in Unternehmen im Rest der Welt gewartet, dass der Designer kommt und wie ein Superheld alles komplett vollendet, schlüsselfertig, übergibt. Doch so ist das nicht: Um wirklich innovative Projekte umzusetzen, bedarf es eines ständigen Austauschs, wo man Probleme erörtert und gemeinsam löst. Ich arbeite gerne so.“

 

WURDEN LERNMODELLE UND -PROTOTYPEN ENTWICKELT?

MS — „Das erste Modell wurde mit einer traditionellen, geschlossenen Form ausgeführt. Dann kam uns die Idee, eine andere Technik – das ‚Rowing‘ – auszuprobieren, die auf der Umwicklung eines vollen Körpers mit Drähten basiert. Als ich die zu verwendenden Drähte betrachtete, fand ich Bündel, die als mangelhaft betrachtet wurden, da bei ihnen der Draht nicht vollkommen gerade, sondern leicht bebend erschien. Diese Art von Draht fand dann in der Endproduktion seine Anwendung. Die Fasern sind nicht alle gleichmäßig: Wir wollten diesen „Mangel“ hervorheben, der sich für uns in eine einzigartige Eigenschaft verwandelt hatte. Wir wollten uns vom Gefühl der technischen Natur befreien und den Wert der Handarbeit sowie einen warmen materiellen Touch hervorheben, wie man ihn in Italien zum Ausdruck bringen kann. Bei einem anfänglichen Prototypen hatte ich die Spitze mit einem 45-Grad-Schnitt abgetrennt und einen Autoscheinwerfer eingearbeitet. Wenn ich heute diesen ersten Prototypen sehe, stört er mich ein bisschen, doch das ist vollkommen normal, weil er den Beginn einer langen Forschungswegs darstellt. Um bei einem einfachen Produkt zu landen, muss man viel arbeiten. Am Anfang war mein Zeichen zu stark, beinahe gewaltsam. Foscarini konnte das beheben, und das ist richtig so, das ist Design. Es ist das richtige Gleichgewicht zwischen den Mitwirkenden, um zusammen ein gemeinsames Werk zu schaffen. Nur durch die Arbeit mit dem Unternehmen Foscarini, das mit Licht richtig umgehen kann, das der Transparenz und jener Wärme des Materials den richtigen Touch verleihen kann, gelang es uns, dass das Produkt die richtige Proportion und Echtheit erreichte. Wir konnten einen viel klareren, sauberen Gegenstand gewinnen, bei dem das Wichtige das Licht ist, das er erzeugt, die Transparenz des Körpers und die bebende Bewegung, die im Design zum Ausdruck kommt. Kein Gegenstand, der schreit, sondern ein sanftes Element, das in die Wohnung kommt.“

 

WAS SIND DIE SPEZIELLEN HERAUSFORDERUNGEN BEI EINEM PROJEKT MIT LICHT?

MS — „Nach dieser Leuchte und nach dieser Annäherung an Verbundwerkstoffe bekam ich so ein bisschen die Etikette des Designers, der Leuchten mit raffinierten Materialien erzeugt. Das stört mich nicht, im Gegenteil, es ist das, was wir gemeinsam mit Foscarini gerne machen. Wenn ich also heute bei meinen Forschungen etwas Interessantes finde, oder etwas, das für die Beleuchtungswelt noch nie verwendet wurde, ist Foscarini das Unternehmen, mit dem ich die beste Möglichkeit hätte, etwas Originelles und Innovatives zu entwickeln.“

 

WAS SIND DIE BEDEUTENDSTEN ASPEKTE DER BELEUCHTUNGSTECHNOLOGIE, DIE FÜR DIESES PROJEKT ANGEWANDT WURDEN?

MS — „Die Beleuchtungstechnologie hat sich in 20 Jahren sehr entwickelt, daher verwenden wir nun LED. Im Vergleich zur Technologie der Vergangenheit ist es ein bisschen, als würde man an den Unterschied zwischen einem Motor mit elektronischer Einspritzung und einem mit Vergaser denken. Auch mit dem Vergaser konnte man ausgezeichnete Ergebnisse erzielen, doch war ein Genie notwendig, der den Motor anhörte und dann alles händisch einstellte. Bei Mite war es in etwa ebenso. Bei der ersten Ausführung verwendeten wir ein ziemlich langes Leuchtmittel, das auf einer bestimmten Höhe positioniert war. Um den Schaft zu schließen, formten wir eine runde Scheibe aus verchromtem Metall mit gewissen Ecken, die wir mit verschiedenen Neigungen ausprobierten, um das Licht direkt nach oben zu reflektieren, jedoch auch um das Licht in den Leuchtenkörper fließen zu lassen, wo es das Material streift und eine Hintergrundbeleuchtung erzeugt. Natürlich setzte diese Technologie unserem Spielraum Grenzen, während man heute mit den LEDs den Lichteffekt genau dort erzeugen kann, wo man ihn haben will.“

 

WIE VERÄNDERTE SICH DIE ARBEIT DES DESIGNERS IN DIESEN ERSTEN 20 JAHRES DES NEUEN JAHRTAUSENDS?

MS — „Ich bin heute glücklich mit meiner Arbeit, weil ich das Gefühl habe, in die 70-er Jahre zurückgekehrt zu sein, als der Unternehmer eine sehr wichtige Rolle hatte und klare Vorhaben mit Zielen, einen Zeitplan und das entsprechende Geld auf den Tisch legte und, – da er wusste, bis zu diesem Zeitpunkt gut gearbeitet zu haben – die Absicht hatte, sich dort hinzubegeben, wo er noch nie war. Wahrscheinlich liegt es an dieser schwierigen Zeit aufgrund der Pandemie oder daran, dass es beginnt, mir schwerzufallen, mit den großen multinationalen Unternehmen wie denen im Osten zusammenzuarbeiten, jedoch denke ich, dass der Punkt gekommen ist, direkt mit den Unternehmern persönlich zu arbeiten.“

WIE WICHTIG IST DER „TECHNOLOGIETRANSFER“ IN DESIGNFORSCHUNGEN?

MS — „Er ist von grundlegender Wichtigkeit. Meine Arbeit könnte man wie das Prinzip der kommunizierenden Gefäße sehen. Ich nehme etwas auf der einen Seite, „ziehe“ daran und bringe es auf eine andere Seite, um zu sehen, was passiert. Das habe ich mein ganzes Leben lang gemacht. In meinem Büro ist eine Werkstatt, wo ich mit meinen Händen etwas bauen oder alles reparieren kann und das hilft mir sehr. Es geht nicht darum, zu wissen, wo das „sky‘s limit“ ist, jedoch denke ich viel nach, bevor ich „Nein“ zu etwas sage, denn oft gibt es schon anderswo Lösungen und man braucht nur zu begreifen, wie man sie übertragen kann.“

 

DIESE LEUCHTE BESTEHT AUS EINEM SELBSTTRAGENDEN (TECHNOLOGISCHEN) „STOFF“: WELCHE IDEE VERBINDET TEXTILIEN MIT LICHTDESIGN?

MS — „Bei Mite ergibt sich die Bedeutung des Stoffs aus dem Vorteil, ein Muster zu schaffen, das das Licht vibrieren lässt, wenn es den Leuchtenkörper durchdringt, und es war nicht einfach den richtigen Stoff zu finden. Doch mit Stoff in seinen unendlichen Varianten kann man immer wunderschöne Dinge in Kombination mit Licht schaffen und mit Foscarini arbeiten wir daher daran, weiterhin zu experimentieren und neue Projekte zu entwickeln.“

 

WAS BEDEUTET DER NAME MITE UND DER DER HÄNGEAUSFÜHRUNG TITE?

MS — „Der Name leitet sich von einem französischen Wortspiel ab, das mich meine Mutter gelehrt hatte, als ich noch ein Kind war, um mich an den Unterschied zwischen den Kalkgebilden in Höhlen zu erinnern, die in die sich von unten nach oben bildenden Stalagmiten und die von oben nach unten hängenden Stalaktiten eingeteilt werden. Daher kommt die Idee für den Namen. Obwohl ich zuerst an die Logik der Form dachte, die weiter entfernt vom Boden oder von der Decke immer dünner wird – weshalb die Namen der beiden Leuchten umgekehrt sein müssten –, funktioniert diese Logik auch gut im Hinblick auf typologische Assonanz: die (Stalag)MITE stützt sich auf den Boden und die (Stalak)TITE hängt von der Decke.“

Es war im Jahr 1990 als Foscarini eine Leuchte aus geblasenem Glas vorstellte, die mit einem Dreibein aus Aluminium kombiniert war, welche aus der Zusammenarbeit mit dem Designer Rodolfo Dordoni entstanden war. Er interpretierte den klassischen Lampenschirm vollkommen neu. Diese Leuchte trug den Namen Lumiere.

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Wann und wie entstand das Projekt Lumiere (die Idee, wer waren die ersten Beteiligten, die Befürworter)?

Das geschah vor vielen Jahren. Um mich daran zu erinnern, wer die Beteiligten waren, müsste ich mein Gedächtnis sehr anstrengen, was in meinem Alter vielleicht nicht so einfach ist.
Ich kann jedoch vom Kontext erzählen, in dem Lumiere entstanden ist. Es war eine Zeit, in der ich mit Foscarini an einer Art Veränderung des Unternehmens zu arbeiten begonnen hatte. Sie hatten sich wegen einer Generalregie an mich gewandt, die eine Art künstlerische Leitung der neuen Kollektion sein sollte, da sie die Unternehmensorganisation ändern wollten.
Foscarini war ein Unternehmen im Pseudo-Murano-Stil, denn es hatte seinen Sitz zwar in Murano, doch seine Mentalität war nicht ausschließlich auf Murano bezogen. Wir begannen an diesem Konzept zu arbeiten: Die Unternehmensidentität (Identität der Wurzeln des Unternehmens, also Murano-Glas) sollte beibehalten werden, doch sollte es sich im Vergleich zum Verhalten der anderen Betriebe aus Murano (nämlich Glasbrennofen-geblasenes Glas) von diesen unterscheiden, indem dem Produkt technologische Details hinzugefügt wurden, die es auszeichneten und Foscarini mehr zu einem Unternehmen der „Beleuchtungswelt“ und nicht für „geblasenes Glas“ machte. Dieses Konzept bildete damals die Leitlinien für das künftige Unternehmen Foscarini.

 

Wo entstand Lumiere? Und was führte zu seiner Form-Funktion (Designbeschränkungen, die Materialien geblasenes Glas und Aluminium)?

Auf Grundlage der Leitlinien, die ich gerade erwähnt habe, begannen wir, uns bei unseren Treffen Produkte vorzustellen und sie zu entwerfen. Bei einem dieser Treffen, ich glaube, wir waren noch im alten Betriebssitz in Murano, machte ich eine Skizze auf einem Zettel, eine wirklich kleine Zeichnung auf einem Blatt Papier, das vielleicht 2 x 4 cm groß war. Diesen Glasschirm mit einem Dreibein, nur um die Idee zu verstehen zu geben, Glas und Guss zu verbinden, und damals war Aluminiumguss ein sehr modernes, neues Thema.
Die Idee dieses kleinen Dreibeins mit dem Guss und dem Glas verkörperte eher ein allgemeineres Konzept als den Entwurf einer Leuchte: „Wie man nämlich zwei Elemente vereint, die charakteristisch für die künftigen Produkte des Unternehmens sein würden.“ Da war praktisch die Intuition.

 

Ein Moment, den Sie mehr als andere erinnern, wenn von Lumiere die Rede ist (ein Gespräch mit dem Auftraggeber, ein Versuch im Betrieb, der erste Prototyp)?

Nun, sicherlich den Moment, als Alessandro Vecchiato und Carlo Urbinati für meine Skizze, die Intuition, Interesse zeigten. Ich erinnere mich, dass Sandro die Zeichnung kurz ansah und sagte: „Schön, das sollten wir machen.“ In dieser Skizze erkannte man sofort das Produkt. Und auch ich dachte, dass diese Zeichnung ein richtiges Produkt werden konnte. Daraus entstand Lumiere.

 

Wir leben in einer „Wegwerfgesellschaft“. Was empfindet man, wenn man ein Erfolgsprodukt entworfen hat, das es bereits seit 25 Jahren gibt?

Es waren mit Sicherheit andere Zeiten. Früher, wenn man etwas entwarf, stellten die Betriebe auch Überlegungen zur Investition und zur Tilgung im Laufe der Zeit an. Daher waren die Dinge, die entworfen wurden, besonders gut durchdacht.
Heute sind die Unternehmen nicht anders. Was sich geändert hat, ist der Markt, das Verhalten des Konsumenten, das sehr „wechselhaft“ ist. Der Konsument von heute ist es aus anderen Warenbereichen (siehe Mode und Technologie) gewohnt, sich keine „langlebigen“ Dinge zu wünschen. Somit sind auch die Erwartungen, die die Unternehmen gegenüber den Produkten haben, mit Sicherheit beschränkter. Wenn ein Produkt (wie Lumiere) in Bezug auf Absetzbarkeit so lange besteht, bedeutet dies, dass es eigenständig ist. Es handelt sich also um ein Produkt, das nicht unbedingt auf die Trends der Zeit achtete. Genau aus diesem Grund, ist es irgendwie ansprechend. Und erweckt Gefallen. Sowohl beim Käufer als auch beim Designer.
Ich persönlich freue mich, dass Lumiere ein „Zeichen“ ist, das noch unverkennbar ist und Reiz besitzt!

 

Auf welche Weise konnte dieser Kontext auf der Haut und im Gedächtnis des Menschen und Architekten Rodolfo Dordoni „seine Spuren hinterlassen“, wenn er das wirklich tat?

Ich denke an zwei wichtige Momente, die meine Arbeit prägten. Der erste ist die Begegnung mit Giulio Cappellini, der mein Studienkollege an der Universität war. Später war ich sein Arbeitskollege. Als wir nämlich die Universität abgeschlossen hatten, bat er mich, mit ihm im Unternehmen zu arbeiten. Dank dieser Begegnung konnte ich die Designwelt „von innen“ kennenlernen. 10 Jahre lang arbeitete ich in der Einrichtungsbranche und konnte sie in all ihren Aspekten kennenlernen. Ich kann also behaupten, dass ich „praxisbezogen“ die gesamte Designproduktkette kenne.
So komme ich gleich zum zweiten meiner wichtigen Momente.
Dank dieser „Praxisbezogenheit“, diesen Kenntnissen in der Branche, wissen die Unternehmen, die sich an mich wenden, dass sie mich nicht nur um ein Produkt fragen, sondern um einen ganzen Gedankengang. Oft passiert es, dass dieser Gedankengang dazu führt, mit den Unternehmen Beziehungen aufzubauen, die sich in einen langen Austausch, lange Unterhaltungen verwandeln. Diese Gespräche helfen dabei, das Unternehmen kennenzulernen. Das Unternehmen gut zu kennen, ist ein grundlegender Bestandteil bei der Projektanalyse. Ich mag es besonders – und da bin ich ein bisschen verwöhnt -, mit Leuten zu arbeiten, mit denen ich so etwas wie ähnliche Absichten und zu erreichende Ziele teile. So kann man gemeinsam wachsen.

 

90er Jahre: Beim „Googlen“ erscheinen die Spice Girls, Take That und Jovanotti mit „È qui la festa?“, doch auch „Nevermind“ von Nirvana und der Song „Born Slippy“ von Underworld aus dem Soundtrack des Films „Trainspotting“. Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Ihre 90er Jahre denken?

Die 90er Jahre waren für mich der Beginn eines fortschreitenden technologischen Unverständnisses. Damit möchte ich sagen, dass ich das, was nach der Musik-LP kam, technologisch gesehen nicht mehr zu verstehen begann. Als ich noch ein Junge war, kritisierte ich oft meinen Vater, weil ich ihn technologisch altmodisch fand. Nun gut, seine Rückständigkeit war im Vergleich zu mir gar nichts, wenn ich z. B. an meine „technologische Rückständigkeit“ im Vergleich zu meinen Enkelkindern denke. Sagen wir, dass in den 90er Jahren meine „technologische Isolation“ begann!

 

Was blieb für den Designer Rodolfo Dordoni unverändert?

Die Zeichnung. Die Skizze. Die Linie.

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